Zu Beginn begrüßte Baumwärter-Obmann Armin Rauch die Anwesenden aus dem Ländle, aus Tirol, aus Deutschland und aus der Schweiz. Landesrat Gantner betonte in seinem Grußwort, dass viel von Artenvielfalt und Klimaschutz geredet würde. Anders bei den Baumwärterinnen und Baumwärtern: „Sie reden nicht nur, sie tun.“
Auch LK-Direktor Stefan Simma, Alejandro Schwaszta, Gemeinderat für Umwelt, Klima und Landwirtschaft, sowie Karl-Heinz Fritsche vom Obst- und Gartenbauverein Rankweil, lobten den Einsatz des Baumwärterverbandes und seiner Mitglieder.
Zunächst legte HR Franz Rosner (HBLA Klosterneuburg) seine Vorschläge für eine wirtschaftlichere Nutzung des Streuobstes dar. Denn „Obst nützen heißt: Obst schützen“ – so der Titel seines Vortrages. Die Absatzchancen für Streuobstprodukte sah er grundsätzlich als gut an. Streuobst sei im positiven Sinn emotional aufgeladen. Problematisch sah er, dass der Begriff nicht gesetzlich definiert sei und in manchen Regionen sog. Streuobstprodukte auf den Markt kämen, die nicht aus Streuobstbeständen in unserem Sinn stammten. Die österreichweit tätige ARGE Streuobst sei aber dabei, dieses Vakuum zu schließen. Auch falsche Sortenbezeichnung sei ein Problem. In DNA-Analysen zeigten sich diesbezüglich sehr viele Fehler. Hier sei noch mehr Forschung notwendig. Andererseits biete die Verarbeitung des Streuobstes eine zusätzliche Wertschöpfungsstufe, die genutzt werden sollte. Hier empfahl er, die gesamte Palette der Obstweinprodukte wie Cider aromatisierte Obstweine, Schaumweine uvm. zu nutzen. Seit einigen Jahren besteht auch die Möglichkeit, Moste als „Österreichischen Qualitätsmost“ in Verkehr zu bringen, ähnlich dem Qualitätswein bei den Winzern. Auch Gebietsschutz und Nachhaltigkeitslabels sieht er als Chancen für einen Mehrwert an. Ein Ansatz ist auch die Verwendung eigener Getränke bei landwirtschaftlichen Veranstaltungen.
Thomas Hepperle, Streuobstexperte vom KOB Bavendorf, gab einen Überblick über Zukunftsperspektiven von Streuobstbestände. Der Fachkräftemangel beim Baumschnitt, neue Schaderreger und der Klimawandel setzten den Bäumen zu. Bereits jetzt müsse man in heißen, trockenen Südhängen auf viele Sorten verzichten. Andererseits nannte er zahlreiche Sorten, die auch mit fortschreitender Erwärmung noch gut zurecht kommen. Die Pflege der Bestände sei sehr wichtig, werde vielerorts aber grob vernachlässigt. Angefangen beim Pflanzschnitt, einem Wühlmausschutz aus Hasendraht oder einer Vulkanschlackenbeigabe sowie einem Freihalten der „Baumscheibe“ um den Stamm herum sieht er zahlreiche wichtige Aspekte. Bei Beweidung der Fläche sei auch ein Weideschutz der Bäume nötig. Ziegen und Pferde gehörten gar nicht auf eine Streuobstwiese, da sie die Bäume kaputt machen. Da viele Bäume unterernährt seien, empfahl er bereits bei der Pflanzung eine Nährstoffgabe mit Mistkompost, danach eine regelmäßige Nährstoffgabe, notfalls mittels Lanze unterhalb der Grasnarbe eingebracht. Er empfahl auch, bei der Standortwahl in Tallagen evtl. eher an Nordhänge als an Südhänge zu gehen. Auch Bewässerungsmöglichkeiten sollten eingeplant werden. Bei den Birnen sind neue Unterlagen wie ViruTherm 2, die gegen den Birnenverfall resistent seien, im Test. Andere Krankheiten ließen sich mit ausreichender Wasser- und Nährstoffversorgung beheben.
Markus Kobelt und Raphael Maier von der Schweizer Firma Lubera stellten einige Gewinner der Klimaerwärmung vor. Feigen sind schon in vielen Gärten zu finden und hätten großes Potenzial. Wichtig sei die Auswahl selbstfruchtender und herbsttragender Sorten. Eine relativ tiefe Pflanzung und eine Erziehung als Strauch anstatt als Stämmchen verhinderten auch in kalten Wintern ausreichend, dass die Feige komplett erfriert. Granatäpfel sind noch in der Sichtung. Es gebe bereits Sorten, die bei uns winterhart seien. Granatäpfel machten aber nur männliche Blüten ohne Fruchtansatz, wenn sie sich nicht wohl fühlten. Viele Maulbeeren sind als Baum winterfest. Die Früchte eignen sich aber eher als Naschbeeren denn sie sind schwierig zu ernten. Auch Kaki sieht man schon da und dort in Vorarlberg. Selbstfruchtbare Sorten brauchen keine Bestäubung und haben keine Kerne. Notwendig seien frühreifende Sorten und solche, die wenig Gerbstoffe haben. Einen Züchtungsschwerpunkt stellen winterharte Passionsblumen dar. Auch hier gibt es bereits winterharte Sorten, die ähnlich wie Reben an Gerüsten gezogen werden. Die Kultur sei mit Tomaten vergleichbar. Es braucht aber verschiedene Bestäubersorten.
Trotz vieler Veränderungen sieht es somit so aus, dass das Streuobst weiterhin eine Zukunft hat.
DI (FH) Ulrich Höfert
LK Vorarlberg
Vortrag von Franz Rosner zum Nachlesen
Fotos
Gruppenbild ©Baumwärter.JPG: Von rechts: Alejandro Schwaszta (Gemeinde Rankweil), Agrar-Landesrat Christian Gantner, Armin Rauch (Obmann), HR Franz Rosner (HBLA Klosterneuburg), LK-Dir. Stefan Simma, Obstbau-referent Ulrich Höfert
Passionsblume ©Lubera.jpg: Passionsblumen könnten, ähnlich der Kiwi vielleicht bald schmackhaftes Obst liefern.
Publikum ©LK Vbg.jpg: Der Obstbautag war sehr gut besucht.